Neue Wege durch den Eichwald nach Sehringen

Susanne Pfunder, Badische Zeitung, 5. 8. 2024

""Es gibt so viele herrlich schmale Pfade hier", sagt Gudrun Pohlheim. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Müllheim-Badenweiler, der im ganzen Schwarzwald und darüber hinaus Wanderungen anbietet. Das Heimspiel im Eichwald lässt sich Pohlheim genauso wenig entgehen wie einige engagierte Wanderführer.

Vorfreude überwiegt dem Respekt vor der Anstrengung

Mit dem Selbstbild einer "Spaziergängerin" hat die Autorin dieses Beitrags einigen Respekt vor einer Wanderung, die erstmal 7,2 Kilometer bergauf geht. Doch die Aussicht darauf, an einem perfekten Sommer-Wandertag durch den wunderschönen Eichwald zu gehen, lässt die Vorfreude überwiegen. Und das Eis ist schnell gebrochen, als die 81-jährige Pohlheim anbietet: "Wir schieben Sie notfalls den Berg rauf."

Rund 20 Frauen und einige Männer machen sich am Samstag auf den Weg. Die meisten kennen sich von anderen Wanderungen, man begrüßt sich herzlich. "Wir duzen uns und nennen uns beim Vornamen", sagt Wanderführerin Ute Rosenthal, und mit Vornamen möchten die Mitwanderer auch in der Zeitung stehen. So beispielsweise Sybille. Sie ist neu dabei, die Gruppe integriert sie schnell. "Neben der gesunden Bewegung und den kulturellen Anteilen ist beim Wandern der soziale Aspekt besonders wichtig", sagt Ute Rosenthal. Nicht zuletzt deshalb gelte: "Keine Wanderung ohne Einkehrmöglichkeit." Die Frage nach der Pause komme oft, noch bevor es um die Strecke gehe.

Heute ist ein gemeinsames Mittagessen in Sehringen geplant, dem höchsten Punkt der Wanderung. Davor heißt es, in zweieinhalb Stunden gut 300 Höhenmeter zu überwinden. Start ist am Friedhof in Niederweiler. Die ersten Meter auf der Straße sind gleichzeitig die letzten. Danach geht es die ganze Zeit wie angekündigt "auf schmalen Wegen durch den Eichwald". Das erste steile Stück lässt nicht lange auf sich warten.

Die Älteste der Wanderung ist stolze 88 Jahre alt, viele sind über 80

Alle sind erleichtert, als auch die Unerfahrenen den ersten Anstieg gut meistern. In der Gruppe ist der Älteste stolze 88 Jahre alt und auch mehrere andere erzählen, sie seien über 80. Das regelmäßige Gehen in der frischen Waldluft scheint tatsächlich gut für die Gesundheit zu sein. "Wir rennen nicht durch den Wald", hatte Ute Rosenthal schon im Vorfeld versichert und tatsächlich sind auch die Fitteren und Jüngeren rücksichtsvoll und die verschiedenen Tempi kein Problem. Ab und zu bleiben die Vorderen schwätzend stehen und warten, bis sich die Gruppe wieder gesammelt hat.

Die Strecke hält mehrere Aussichtspunkte bereit, an denen sich Trinkpausen anbieten. Auch wenn es etwas diesig ist, reihen sich viele schöne Ausblicke auf den Blauen und ins Tal aneinander, vor allem auf Pfaden am Waldrand entlang.

Insgesamt sind in Müllheim und Badenweiler gut 250 Kilometer Wanderwege kartiert und mit über 200 Wegweisern gekennzeichnet. Wegewart Karlfried Kunz fährt alle Wege zweimal jährlich mit seinem Lastenrad ab und sorgt dafür, dass sie begehbar bleiben und die Schilder gut zu sehen sind.

Alle angebotenen Wanderungen bereiten die ehrenamtlichen Wanderführerinnen und -führer sorgfältig vor. "Uli Sallier und ich sind diese Wanderung vor Kurzem noch einmal vorgewandert, um sicher zu sein, dass alle Wege gut begehbar sind", sagt Rosenthal und erzählt, dass sie aufgrund der starken Regenfälle am Vortag die Route noch einmal geändert hätten, um ein Ausrutschen auf matschigen Wegen zu vermeiden. Von Sehringen aus geht es schließlich über die Metzgermatt und den Lipberg am Tiergehege vorbei zurück nach Niederweiler.

Die Tour verspricht Waldbaden mit Orientierung

Die gute Vorbereitung ist es, die das Wandern auf Touren des Schwarzwaldvereins so attraktiv macht, darüber sind sich die Teilnehmer einig. "Ich muss mich um nichts kümmern, kann einfach hinterherlaufen und die Strecke genießen", sagt Ria und selbst die erfahrene Ute Rosenthal berichtet von Wanderungen auf eigene Faust, die in Sackgassen endeten. Auch sie habe schon im Wald die Orientierung verloren.

Vergangenes Jahr wanderten die Ehrenamtlichen 22 Wanderungen vor, planten Anreisen und Verpflegungen. Der Verein hat rund 500 Mitglieder, die Angebote werden gut genutzt. Vor allem die höheren Schwierigkeitsniveaus und die Touren mit dem Mountainbike ziehen auch junge Naturliebhaber an.

Gudrun Pohlheim betont, dass Nichtmitglieder bei allen Wanderungen herzlich willkommen seien. "Wir freuen uns immer über Gäste", sagt sie und drückt der Autorin des Beitrags zum Abschied ein aktuelles Programmheft in die Hand – nicht ohne mit einem freundlichen Zwinkern auf die angehängte Beitrittserklärung zu verweisen."