Gut, wandern kann mann/frau bei jedem Wetter. Auf was kommt es an, was ist wichtig und wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen, darum geht es auf dieser Seite.
Kennt jeder: es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung, hahaha. Zur Hälfte steckt in diesen Worten eine Wahrheit, dass es gut wäre, sich auf die “schlechten” Situationen vorzubereiten. Zum anderen ist es vom Ort, von der Höhe, Distanz zu Hütten usw. abhängig. In eine Schlechtwetterfront im Hochgebirge auf 3.400 m zu geraten, ist richtig schlecht, nur dann war jemand unaufmerksam und unvorsichtig bei der Tagesplanung, denn in diesen Höhen gehört die Wetterbeobachtung und -kontrolle zum kleinen Einmaleins.
Regenkleidung
Gegen Regen und Schnee gibt es Kleidung mit einer Wasserbeständigkeit von 10.000 bis 20.000 mm Wassersäule (bevor das Wasser durch die 3 Textillagen eindringt), die einen vor Durchfeuchtung bewahren und in Verbindung mit einem isolierenden Material, einem die Körperwärme schützenden Flies, gegen einen plötzlichen Temperaturabfall mit Eis, Schnee usw. schützt. Das Minimum sind Regenklamotten mit 5K (5.000 mm Wassersäule), um wirklich trocken zu bleiben. Nach stundemlangem Gehen in Regenkleidung schwitzt jeder (vor allem bergauf) ganz ordentlich. Die Feuchtigkeit muss aus der Kleidung entweichen können; eine Oberbekleidung muss atmungsaktiv sein. “Atmungsaktiv” ist eine Zahl, die angibt, wieviel Wasserdampf durch einen Quadratmeter des Materials nach außen abgeleitet wird und zwar pro Tag! Diese beiden Eigenschaften - Wasserbeständigkeit und Atmungsaktivität - entscheiden darüber, ob du trocken bleibst und dich angenehm fühlst, wenn du dich bewegst. “Wasserdicht” entspricht dem Zustand, eine Plastiktüte angezogen zu haben, durch die weder Wasser eindringen noch austreten kann. Genau darin liegt der Unterschied von vernünftiger Funktionskleidung und wenn diese noch nachhaltig produziert wurde, umso besser.
Schuhe
Bin ich mit einer Wandergruppe unterwegs, schaue ich mir die Schuhe an. Wieso? Im Schwarzwald ist es auf den meisten Wegen in weiten Teilen des Jahres egal, ob jemand mit Wanderschuhen oder irgendwelchen anderen Sportschuhen läuft. Etwas Profil ist nicht verkehrt, guter Sitz ist wichtig und wenn die Latschen eingelaufen sind, umso besser. Ich Hochgebirge geht das nicht. Hier ist Geröllschutz, griffiges Profil, Knöchelschutz unabdingbar. Bei den meisten heute produzierten Wanderschuhen stellt sich die Frage: Leder oder GoreTex.
Vorab: die Tour bestimmt den Schuh.
In der Regel ist daher die Schuhwahl meist ein Kompromiss, denn ein Schuh mit dem du das ganze Jahr regelmäßig draußen unterwegs bist, kann ziemlich unterschiedlich hinsichtlich der Materialwahl ausfallen. Die meisten Modelle sind eine Mischung aus Leder und künstlichen Materialien. Wir unterscheiden Volllederschuhe, bei denen Zwischenlagen und Obermaterial aus Leder bestehen oder weit verbreitete Modelle mit einer GoreTex-Membran oder einer ähnlichen Feuchtigkeitssperre, deren äußere Lagen bzw. das Futter aus Leder bestehen. Den entscheidenden Unterschied macht die als Zwischenlage eingearbeitete Membran aus.
Leder / GoreTex
Beginnen wir mit dem Lederschuh. Der Lederschuh passt sich dem Fuß nach längerem Tragen besonders gut an. Der Lederschuh ist angenehm zu tragen und nimmt den Fußschweiß gut auf. Besonders Wanderer, die schnell an den Füßen schwitzen, wissen den klassischen Lederschuh nach wie vor zu schätzen. Allerdings muss der Lederschuh regelmäßig gepflegt werden, um das Eindringen von Feuchtigkeit von außen zu verhindern. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein durchnässter Lederschuh sehr lange zum Trocknen braucht.
Der GoreTex-Schuh ist mit einer Membran ausgestattet, die dafür sorgen soll, dass keine Feuchtigkeit von außen in den Schuh eindringt, gleichzeitig aber der Fußschweiß durch den Schuh nach außen diffundieren kann. Dies funktioniert je nach äußeren Bedingungen unterschiedlich gut. Wird zum Beispiel das Obermaterial des Schuhs durch Regen oder eine nasse Wiese durchnässt, kann auch die beste Membran die Feuchtigkeit nicht mehr aus dem Schuh transportieren. Geht man unter trockenen Bedingungen, funktioniert der Feuchtigkeitstransport aus dem Schuh heraus recht gut. Bei stark schwitzenden Wanderern stößt die Membran jedoch schnell an ihre Grenzen.
Stellt man den GoreTex-Schuh nach einer Regentour über Nacht ab, trocknet er tendenziell schneller als ein Volllederschuh.
Allerdings hat das nächtliche Abstellen auch einen negativen Effekt, wenn der GoreTex-Schuh innen trocken und außen nur leicht feucht ist. Dann kann es passieren, dass Feuchtigkeit vom Obermaterial durch die Membran in den Schuh eindringt. Woher sollen die Moleküle auch wissen, in welche Richtung sie durch die Membran diffundieren sollen?
Hier könnte man grundsätzlich sagen, dass bei Tageswanderungen, nach denen der Schuh ausreichend Zeit zum Trocknen hat, kann der Lederschuh seine Vorteile ausspielen, ohne dass seine Nachteile zu sehr zum Tragen kommen. Ist man aber auf mehrtägigen Touren unterwegs, wo die Schuhe nur über Nacht mehr oder weniger trocknen können, ist man mit Gore-Tex-Modellen besser bedient.
Auch von den klimatischen Bedingungen her kann man Argumente für oder gegen GoreTex finden. Bei einem hohen Temperaturgefälle zwischen Innenschuh und Außenschuh funktioniert das Diffundieren besonders gut. Daher sind in kühlen und feuchten Wanderregionen GoreTex-Schuhe im Vorteil. In wärmeren Gebieten trage ich persönlich lieber Lederschuhe. Wenn es nicht regnet, benötige ich auch keine GoreTex-Membran. Daher bevorzuge ich den höheren Tragekomfort von Lederschuhen.