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Gründung des Schwarzwaldvereins Müllheim-Badenweiler

Am 25. Mai 1886 fand eine Generalversammlung des Schwarzwaldvereins mit 226 Teilnehmern aus allen Gauen des Badnerlandes in Badenweiler statt.

75 Jahre Schwarzwaldverein Müllheim-Badenweiler (1961)

Von Franz Josef Mayer

Die Ortsgruppe Müllheim-Badenweiler des Schwarzwaldvereins feiert am Samstag, dem 16. Juli 1960, mit einem Festabend in der städtischen Festhalle ihr 75-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß war gewissermaßen der Wald einmal zu den Wanderfreunden gekommen; auf der Bühne standen kleine Tannen, und die Tische waren mit Tannengrün, Pilzen, Tannenzapfen und anderen Eigenheiten unseres Waldes geschmückt. Zur Seite der Bühne grüßten die Fahnen der Jubiläumsstadt und des Schwarzwaldvereins die Besucher, die die Festhalle bis auf den letzten Platz füllten. Kunstmaler Julius Kibiger, Auggen, der die Aufgabe als "Ansager" in der ihm eigenen Art zu lösen wußte, wies zu Beginn der Feier auf deren Sinn hin, und teilte in treuem Alemannisch all jenen, die es noch nicht gewußt hatten, mit, daß man in diesem Jahre das 15O-jährige Stadtjubiläum und gleich zeitig die 1200-Jahr-Feier von Müllheim begehe und außerdem des 200. Geburtstages von Johann Peter Hebel gedenke. In diesen weiten Rahmen habe die Ortsgruppe Müllheim-Badenweiler ihr Jubiläum gestellt. 

Vorsitzender Hans Singer begrüßte die Mitglieder und die zahlreichen Gäste aus nah und fern, vor allem die aus dem benachbarten Elsaß und der Schweiz, mit einem frohen "Wald Heil!" Sein besonderer Gruß galt dem Präsidenten des Hauptvereins, Ministerialrat Professor Dr. Asal, Freiburg, Bürgermeister Graf, Müllheim, Dr. Böhler, Basel, dem Präsidenten des Vogesenclubs, Michel, Mül­hausen. Landrat Allgaier und Landtagsabgeordneter Löffler, die nicht anwesend sein konnten, hatten dem Verein Glückwunschschreiben zugehen lassen. Der Schwarzwaldverein, sagte Singer, sei im kulturellen Leben ein bescheidenes Kind mit großen gemeinnützigen Aufgaben. Die vielen Freunde und Gönner, darunter mehrere Gemeinden, Verwaltungen, der Hauptverein, die Kurverwaltung Badenweiler, der Kreis Müllheim, das Finanzministerium Stuttgart sowie einige Schulen seien der finanzielle Rückhalt des Vereins. Auch die Presse habe ihn in der ihr möglichen Weise stets unterstützt. Ihnen allen dankte Singer mit einem herzlichen "Vergelt's Gott!" Besonderen Dank zollte er Bürgermeister Graf und damit auch der Stadt Müllheim. Der Schwarzwaldverein sei in "d'Heimet inegwachse und verwachse"; deshalb nehme er auch herzlichen Anteil am "Geburtstag und Heimetfescht vu dr Stadt Mülle", der er zu ihrem Doppeljubiläum alles Gute wünschte.

Im Geiste Hebels

Der Verantwortliche für das Programm der Jubiläumsfeier, Oberlehrer Fessenbecker, hatte den erst en Teil ganz dem Gedenken an Johann Peter Hebel gewidmet. In anerkennenswerter Weise wurde das Programm von Kräften des Vereins bestritten. Den Anfang machte die Gitarrengruppe des Hebelbundes mit dem gemeinsam gesungenen Lied "Ein Wandervolk - ein einig Volk". Später erfreute sie unter der bewährten Leitung von Frau Finkhaus mit Burres "Do wo der Rhy go Norde zieht" und dem Lied "Mein Vater war ein Wandersmann". Nach dem Satz von A. Neininger sangen Schüler der Volksschule Müllheim unter Leitung von Oberlehrer Fessenhecker "Ne G'sang in Ehre" und "Z'Mülle an der Post". Schüler der Volksschule Vögisheim ließen mit Burtes "Schiby-Schibo ", dem "Hisgier" und der "Uffertbrut" das noch lebendige Brauchtum im Markgräflerland anklingen, und dann brachten Johann Peter Hebels "D'Häfnetjungfer", "Der Schmelzofen" und "Hans und Vrene" ein Stück alemannischer Heimat und ihrer Menschen den Besuchern näher. Eine Flötengruppe, die von der Leiterin, Frau Bühler-Spieß, Badenweiler, am Klavier begleitet wurde, trug das von dem Müllheimer Hofrat Wild vertonte Lied "Der Morgenstern" und das Volkslied "Der Mann im Mond" mit großer Begeisterung vor.

Aus der Festansprache

Der zweite Vorsitzende des Vereins, Forstmeister i.R. Ringes, Badenweiler, zeichnete in seinem Festvortrag ein Bild von der Geschichte des Schwarzwaldvereins in Müllheim. Über die Kindheitsjahre der heutigen Ortsgruppe gab es nicht allzuviel zu sagen, denn der Unterlagen sind es nicht sehr viele. Als einen der ältesten noch vorhandenen Zeugen aus der Gründungszeit bezeichnete Ringes die kupferne Orientierungstafel, der sogenannte "Landweiser", der im Jahre 1888 auf dem hölzernen Blauenturm angebracht worden war. Die Tätigkeit des Vereins habe sich zunächst auf den Bau und die Unterhaltung von Wegen, Schutzhütten, ferner das Aufstellen von Sitzbänken und Anbringen von Wegweisern beschränkt. Das Wandern habe man dem Einzelnen überlassen; es sei also nicht, wie heute, organisiert gewesen. Zu den besonderen Marksteinen in der Geschichte des Vereins habe der Bau des neuen Blauenturms im Jahr 1895 gehört, dann der im Jahre 1910 angelegte Friedrich-Hilda-Weg, ferner der Bau des Höhenweges vom Kohlplatz zur Sirnitz unter dem damaligen Vorsitzenden Kloß, und schließlich in den dreißiger Jahren der Bau eines staubfreien Weges von Badenweiler nach Schloß Bürgeln. 

Forstmeister Ringes befaßte sich schließlich auch mit der Entwicklung des Mitgliederstandes und den leitenden Persönlichkeiten der Ortsgruppe. Den Ehrenvorsitzenden Dr. Scheffelt, Badenweiler, bezeichnete er als eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten im Leben des Schwarzwaldvereins, und ebenso den derzeitigen ersten Vorsitzenden, Hans Singer, dessen Initiative die ungeahnte Entwicklung der Ortsgruppe zu danken sei. Trotz aller Skepsis habe sich der Bau des Wanderheimes "Stockmatt" als richtig erwiesen. Der Redner dankte Hans Singer dafür und beglückwünsd1te ihn nachträglich im Namen des Vereins zu seinem 50. Geburtstag. Die Jugendarbeit, sagte Forstmeister Ringes, bereite der Ortsgruppe keine Sorgen. Mit 25 Jugendlichen sei im Jahre 1955 die Jugendgruppe gegründet worden, heute zähle sie bereits 200 jugendliche Mitglieder. Auch das Handharmonikaorchester wurde erwähnt, das seit zwei Jahren mit 37 Mitgliedern zu einem festen Bestandteil der Ortsgruppe geworden und seither bei vielen Anlässen inner- und außerhalb des Vereins aufgetreten ist. 

Der Reigen der Glückwünschenden wurde eröffnet vom Präsidenten, Prof. Dr. Asal, der der Ortsgruppe Müllheim für die erfolgreiche Arbeit dankte und ihr die Glückwünsche des Hauptvereins mit der "traditionellen" Ehrengabe übermittelte. Er habe sich den ganzen Nachmittag überlegt, so sagte Dr. Asal, ob er in Müllheim hochdeutsch oder alemannisch sprechen solle. "Aber wo soll man sonst schon alemannisch reden", meinte er, "wenn nicht z'Mülle, im Herzen der Markgrafschaft?" Es wurde übrigens fast nur alemannisch gesprochen, und das gab der Feier eine besondere Note. Dr. Asal wies auf die Aufgaben und Ziele des Schwarzwaldvereins hin, die auch nach zwei schweren Kriegen von ihrer Bedeutung nichts eingebüßt hätten, eher sei sein Aufgabenbereich größer geworden , denn heute gelte es vor allem, die Natur vor unberechtigten Eingriffen zu schützen. Große Anerkennung gebühre dem Vorsitzenden Hans Singer. Mit großem Wagemut habe er den Bau des Wanderheimes "Stockmatt" vorangetrie­ben und mit den Wanderfreunden von jenseits des Rheins eine Verbindung aufgenommen, von der man nur wünschen könne, daß sie mehr und mehr vertieft werde. Der Müllheimer Ortsgruppe wünschte Dr. Asal anschließend, daß ihr der Geist der Einmütigkeit und Tatkraft weiterhin erhalten bleibe. 
Im Namen des Gemeinderates und der Bevölkerung der Stadt beglückwünschte Bürgermeister Graf mit einer Ehrengabe den Schwarzwaldverein zu seinem Jubiläum und dankte ihm für seine uneigennützige Arbeit. Er erwähnte dabei auch, daß die Stadt Müllheim seit dem Jahre 1955 für den Bau von Waldwegen und Weginstandsetzungen insgesamt 35.160 Mark ausgegeben habe. Diese Wege seien über die eigenen Ziele hinaus auch für den Schwarzwaldverein von Nutzen. 

Glückwünsche und Grüße mit ehrenden Gedenken übermittelten ferner der Vorsitzende der Ortsgruppe Schönau, Kuhny, der Präsident des Vogesenclubs, Michel, Mülhausen, der als Zeichen besonderer Verbundenheit Hans Singer das Ehrenzeichen des Vogesenclubs überreichte, der Vorsitzende der Ortsgruppe Sulzburg, Fahninger, Kaufmann Haaf für die Ortsgruppe Staufen und im Namen der Lörracher Ortsgruppe deren Vorsitzender Geiser. 
Der zweite Teil des Abends diente der Unterhaltung. Es musizierte das Handharmonikaorchester unter seinem Dirigenten Oskar Gütle. Ernst Haber­stock, der an diesem Abend zum 50. Male an die Offcntlichkeit trat, erfreute unter dem Motto "Gar lustig ist die Jägerei" mit eigenen Erlebnissen und mit Karl Musers "Nächtlicher Fischfang". Der Nachtwächter, dessen Auftreten auf der mit Tännchen geschmückten Bühne gar malerisch wirkte, mahnte mit seinem Ruf, daß es inzwischen Mitternacht geworden sei; dennoch verblieb man aber noch für einige Zeit, um dem Handharmonikaorchester zu lauschen. 
Vorsitzender Hans Singer dankte in Versform allen, die gekommen waren, um das Jubiläum mitzufeiern. In diesen Dank schloß er den Hauptverein, die Stadt Müllheim, alle Glückwünschenden, Gestalter und Mitwirkenden des Abends ein. Das 75jährige Jubiläum der Ortsgruppe Müllheim-Badenweiler des Schwarzwaldvereins war ein eindrucksvolles Bekenntnis zu den Zielen des Vereins und darüber hinaus zur Landschaft, ihren Menschen und dem Brauchtum, das in dieser von Gott besonders gesegneten Landschaft bis in unsere Tage lebendig geblieben ist. 

Zum Jubiläum sind der Ortsgruppe zahlreiche Glückwunschschreiben zugegangen, darunter auch vom Bürgermeister der Stadt Mülhausen, Emil Müller, von Professor Dr. Emil Imm und von dem Heimatdichter Ernst Niefenthaler, Bürchau.

Quelle: Müllheim Baden, Aus seiner Geschichte, Herausgegeben von der “Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde des Markgräflerlandes!”, als Heft 1 des 23. Jahrgangs der Zeitschrift “Das Markgräflerland” für 1961, S. 269 ff.
Der Autor Franz Josef Mayer (*12.9.1921, †11.1.2013) war von 1950 bis 1992 Bezirksredakteur der Badischen Zeitung.

100 Jahre Schwarzwaldverein Müllheim-Badenweiler 1884 - 1984

*Jubiläumsveranstaltungen 27. April 1985 Festabend im Bürgerhaus, 19. Mai 1985
Sternwanderung nach Britzingen / hrsg. vom Schwarzwaldverein Müllheim-Badenweiler
Gest. und nicht gezeichnete Texte: Rainer Winter
Erschienen: Müllheim, Schmidt, 1984, 72 Seiten

Steg am Alte Mann Felsen

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