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Die Burganlage auf dem Stockberg (1074 m)

Mythos eines archaischen Ortes

Wanderer auf dem Westweg kommen am Südhang des Stockbergs vorbei und ahnen nicht, dass sie hier durch ein Kapitel frühmittelalterlicher Geschichte gehen.

"Der Schweizer Historiker Professor Werner Meyer geht davon aus, dass auf dem Stockberg einst eine Burg gestanden hat. Meyer ist Spezialist, wenn es um die Erforschung und Zuordnung mittelalterlicher Burgen geht, was ihm den Spitznamen "Burgen-Meyer" eingebracht hat. In seinem "Burgenlexikon der Regio" beschreibt Meyer den Ringwall als "auf kegelförmiger Kuppe gelegene, mit einem Wall aus verschieden großen Steinen aufgeschüttete Wehranlage". Nach seinen Recherchen ordnet er die Burg als Adelsburg des späten 10. bis 12. In Meyers Burgenlexikon heißt es weiter: “Die Wehranlage ist daher eher als frühe Adelsburg denn als Fliehburg anzusehen. Ihre Erbauung ist einem unbekannten Geschlecht zuzuschreiben, das vermutlich dem Kolonisationsadel des Schwarzwaldes angehörte und noch vor dem 13.

Als mögliche Burgherren kommen die Herren von Kaltenbach in Frage, über die nur wenig bekannt ist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kaltenbach 1103 als "Caltenbach". Ob es in Kaltenbach einmal eine Burg gegeben hat, ist unbekannt, da weder Ruinen noch Reste einer solchen Anlage vorhanden sind.

Eine eventuelle Burg wäre vermutlich im 11. Jahrhundert errichtet worden. Unterhalb der Burg wurde ein Herren- oder Meierhof vermutet. Das Geschlecht, das den Hof bewirtschaftete, war wahrscheinlich ein nichtadliges Geschlecht. Überliefert sind nur die letzten beiden Generationen, die sich von Kaltenbach nannten und nach 1150 ausstarben. Das Geschlecht muss über weitreichende Verbindungen und Grundbesitz verfügt haben.

Die Chroniken erwähnen Besitzungen in der Nordwestschweiz und in Burgund. Dazu gehörten auch Besitzungen und Rechte in Marzell, Sitzenkirch und Teilen des Lippisbachtals. Marticelle, das frühere Marzell, gelangte wahrscheinlich im 11. Jahrhundert in den Besitz der Herren von Kaltenbach. Sollte auf dem Stockberg tatsächlich eine Burg gestanden haben, so könnte sie den Herren von Kaltenbach als Gründer zugeschrieben werden. Diese Vermutung stützt Werner Meyer, der in seinem Burgenlexikon auch Kaltenbach beschreibt: “Es wäre auch nicht undenkbar, dass die Burganlage auf dem Stockberg zum Güterkomplex der Kaltenbach gehörte”.

Bertram Jenisch vom Referat Denkmalpflege in Freiburg kommt in seinem Bericht über die Stockburg ("Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau", erschienen im Thorbecke-Verlag) zu einer interessanten Aussage: "Sollte sich Meyers Deutung als Burganlage bewahrheiten, wäre die Stockburg auf dem 1074 Meter hohen Stockberg demnach die wohl höchstgelegene Burganlage Baden-Württembergs. Ob keltischer Ringwall, geheimnisvolles Mönchskloster oder höchste Burg Baden-Württembergs - der Ringwall auf dem Stockberg bietet Stoff für Geschichten. Wer den steilen Weg zum einsamen Gipfel auf sich nimmt, spürt, dass den Berg eine besondere Atmosphäre umgibt, die den Mythos dieses archaischen Ortes noch lange lebendig halten wird".
 

Quelle: Badische Zeitung, 13. August 2010, Verfasserin: Birgit-Cathrin Duval